Josef Gritsch – für die Zukunft des ehrlichen Weinbaus
Seit 500 Jahren gibt es Josef Gritsch‘ Betrieb in der Wachau, seit 20 Jahren hat man sich ganz dem Wein gewidmet, heute werden nur mehr Weißweine erzeugt, die Hauptsorten sind Grüner Veltliner, Riesling, Muskateller und Traminer. Von den 5 ha befindet sich die Hälfte auf Trockensteinterrassen, hier finden sich karge, steinige Urgesteinsböden. Als Weinbau- und Kellermeister sowie staatlich geprüfter Weinverkoster legt Josef Gritsch viel Wert auf Fortbildung, vor allem aber ist es ihm wichtig, sich Gedanken über den Wein und den Weinbau zu machen und eine eigene Linie zu finden.
Und diese Linie hat bei Josef Gritsch ein klares Ziel: Bodengesundheit, vitale Reben und eine stetig steigende Qualität der Weintrauben und des Weines – das ist es, worauf alles hinauslaufen sollte. Auf Bioqualität alleine mag sich der passionierte Winzer dabei nicht so recht verlassen. Gerade in diesem Sektor gibt es für ihn zu viele Mittel, die auch bei der Bioqualität erlaubt sind und die er an seine Reben nicht lassen würde. Eine Reduktion der Spritzmittel um 70 %, der Verzicht auf Giftiges und Kupferhaltiges und 5 Tonnen organischer Dünger pro Jahr und Hektar zeigen, dass der Weg der richtige ist. Nicht auf das Bio-Siegel mit all seinen wirtschaftlichen Interessen wird geachtet, sondern auf die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns.
Im Keller steht die Verbindung aus Tradition und Moderne im Vordergrund. Eine traditionelle, oxidative Weinbereitung trifft auf moderne Geräte und Maschinen. Keinesfalls Verwendung finden reduktive Methoden, Enzyme, Aromahefen und ähnliche Produkte, die als Resultat standardisierte Weine mit einfachen oder oberflächlichen, vordergründigen, sämlingshaften und grünlichen Aroma haben. Es werden keine Botrytisweine oder Jungweine erzeugt und auch keine Weine, die geschmacklich diesen Weintyp widerspiegeln. Die Weine sind gereift, terroirbezogen und sortentypisch. Wichtig sind hochwertige Aromen und die „leisen Töne“ des Weines.
Wer sich wie Josef Gritsch tagein, tagaus mit Wein beschäftigt, sich Gedanken macht und seiner Arbeit mit Liebe nachgeht, dem steht es auch zu, Kritik zu üben. So kommt der passionierte Winzer nicht umhin, die sinkende Weinqualität – in Österreich wie auch im Rest der Welt – zu bedauern. So sagt Josef Gritsch:
Die Weine bestehen fast nur mehr aus grünlichen einfachen Aromen, sind vordergründig, mit Aromahefen vollgestopft und mit Enzymen versehen. Das sind einfache und standardisierte Weine. Diese Weine haben weder ein Profil, noch einen Terroirbezug, geschweige denn ein Lagerpotential. Es ist fast unmöglich, speziell leichte Weine, die geschmacklich einigermaßen interessant sind, zu finden.
Aber nicht nur Kritik übt der Winzer, als jemand, dem die Zukunft des Weinbaus am Herzen liegt, hat er auch einen Verbesserungsvorschlag: Einen wichtigen Beitrag könnte der Journalismus leisten, der bei seinen Bewertungen differenzierter vorgehen sollte. 90 Punkte und mehr, nur weil das Marketing stimmt, nicht aber die Weinqualität, für „Einheitslack“, wie Josef Gritsch diese Weine nennt? Das soll und darf es nicht mehr geben. Das ist vielleicht von wirtschaftlicher Seite betrachtet nicht das einfachste Vorgehen, aber die Weinqualität wird es danken, wenn Winzer nicht für das Marketing, sondern für das ehrliche Bemühen um die Weinqualität prämiert werden!
Josef Gritsch ist ein Winzer, der großartige Weine produziert, aber durch seine Bescheidenheit und zurückhaltende Art kaum im Rampenlicht steht. Danke für diesen Beitrag über einen noch immer völlig unterschätzten und unterbewerteten Winzer.
Ich verfolge die Qualitätssteigerung der „Gritsch-Weine“ schon seit mehr als 20 Jahren und kann zu dieser stetigen Verbesserung nur gratulieren. Schon vor vielen Jahren war ich von der Klarheit der Veltliner und Rieslinge begeistert. Auch das Preis-Leisungs-Verhältnis hält sich in Grenzen. Die ehrliche Philosophie des Winzers kann man tatsächlich in den Weinen spüren. Seine teils „gewagten“ Aussagen über seinen Mitbewerb in Österreich (Biowein, Aromahefen, Einheitslack, Medienbeurteilung usw.) kann man nur bestätigen, sie zeugen von einem Mann mit Prinzipien, der weiß, was er will.
LG aus dem Mühlviertel.
Helmut Salzbacher