Riesling – König unter den Weinen
Weinrallye #43 Riesling Spätlese
Riesling – Ein alter Veteran
Der Riesling ist schon ein alter Veteran, eine Ur-Sorte sozusagen. Der Rheingau
und die Wachau streiten sich um das frühest -erwähnte Wort „Riesling. In
Weißenkirchen meint man, hier würde der Name zuerst genannt. Der Streit geht
sympathisch in die Ewigkeit weiter.
Schon im Mittelalter war er der König unter den Weinen, weil er immer im
Vergleich zu den Rebkollegen am harmonischsten am Gaumen war. Er balancierte
auch ohne moderne Kellertechnik im ausgewogenen Säure/Extrakt Verhältnis. Seine Stärke zeigt diese Sorte in Harmonie am Gaumen, in seiner fruchtduftigen Aromatik, einem bezaubernden eleganten Gaumen und eineGüte-Auftreten, das der Merkfähigkeit der Menschen sehr entgegenkommt.
Bestimmte Gebiete sind perfekt für diese Sorte geeignet. Klassische
Riesling – Gebiete sind die Flusszonen in Deutschland (Rhein, Mosel, Nahe, Saale
usw.) Österreich mit der Donauregion, bes. die Urgesteinsböden der Wachau
und das Kamptal. Das Elsaß als historisch deutsches Weinbauland hat mit dem
Riesling vom Vogesen/Schwarzwaldeinbruch tolle Lagenrieslinge. Auch die
Tschechen bringen erstaunliche Rieslinge aus Mähren ins Glas. Die einzig
wirklichen Rheinrieslinge aus Österreich kommen aus Vorarlberg „am Rhein“!
In den oenologischen Verwandtschaften hat der Riesling mit dem
Welschriesling (Riesling italico) nichts zu tun.
Von dem Qualitätsrange der Rieslinge sind die bekanntesten wohl die Wachauer
mit den Kriterienabstufungen von Steinfeder (bis 11 Umdrehungen) über
Federspiel (von 11 – 12,5 % Alk) und die wohl berühmteste „Überqualität
Smaragd“ (ein > als 12,5 Pfünder).
Der Riesling verlangt nördliches Klima, nahe den Alpen, lange Vegetationszeit und schönen Herbst (späte Lese). Gut ist nächtliche Kühle zur Minimierung der Veratmung, was gleichzeitig Aromaoptimierung bedeutet. Er verträgt auch längere Flaschenlagerung bei
hoher Güte. Auch im zarten Barrique-Ausbau zeigt er oft seine volle Stärke.
Traditionell wird er reduktiv ausgebaut (frisch und duftig) selten aber auch
vor der Flaschenreife oxidativ geschult. Das muss man allerdings können und
dann auch verstehen.
Empfehlenswerte Betriebe für Rieslinge in Österreich sind vor allem FX.Pichler, Knoll, Högel, bes. Lagler, früh – gelesener RR und versektet in der Flasche aus dem Burgenland oder vom Kolleritsch in Tieschen. Im Kommen sind auch die Kärntner RRs von den klimatischen Verhältnissen. Die sind noch im Lernen um ihr eigenes Profil.
Ganz erstklassige deutsche Betriebe für Rieslinge kommen vor allem von der Mosel (Bischhöfliches Weingut Trier) oder die von der Saar (Wgt.Ziliken aus Saarburg in vielen Varianten bis zumPrädikat). Perfekte Klassiker kommen auch vom Rheingau.
Sein Geschmacksprofil
Vom Urgestein nördlich der Alpen zeigt er sich jung noch hell, reift aber
gerne ins vollere Gelb bis Strohgelb. Dabei verrät er auch schon etwas über
seine Schule und sein Alter. In der Nase gibt er sich anfänglich frisch und
fruchtig, zitrustönig auch manchmal, aber deutliche Obstigkeit gewinnt er
mit seiner Matura mit herrlichen Marillen- und Pfirsichnoten (verballhornt
oft als Steinobstnote, da würde auch die Schlehe oder Pflaume dazuzählen,
die findet man aber nicht so ohne-weiteres)
Das Aromaverhalten ist auch sehr vom Dekantieren abhängig.
Am Gaumen brilliert der RR mit einer ausgewogenen Harmonie zwischen Säure, Extrakt, Alkohol und auch Glycerin und je nach Region und Kellermeister auch mit dem gebotenen Restzucker. Elegante Frucht und idealer Charakter weisen Ihn gerade als Spätlese aus. (Kamptal, Smaragde etc.)
Am Löß wird er sehr intensiv, sowohl in der Farbbrillanz als auch in den
vorherrschenden Aromen. Am Gaumen geht die Brillanz etwas auf Kosten von
Breite und Fruchtintensität zurück, lässt aber an Saftigkeit nichts zu
wünschen übrig. Mit mehr Alkohol wird auch meist der Abgang länger, was bei
Spätlesen klar ist, nicht aber bei den Spätlesen, die als Qual-Weine
„tief- gestapelt“ wurden.
Slowenien hat schon Illyrisches Klima, in den Tälern Schwemmlandböden
(Drautal) oder Karst mit viel Kalk. Immer aber sehr ausgeprägte Charaktere
wie der Ideal-RR 2008 aus Jaunig. Da kann ein nördlicher Urgesteiner halt
nicht mit!