Wein aus Kärnten
Kärntens heimliche Liebe
Mag. Erwin Gartner
Nach einer fast hundertjährigen „Abstinenz“ entwickelt sich Kärnten wieder zu einem Weinland. Das südlichste und sonnigste Bundesland Österreichs bietet an seinen Hängen die besten klimatischen Vorraussetzungen für den Weinbau. Das gleiche gilt für den Boden, der vielerorts schon mehrere hundert Jahre lang Reben getragen hat. Es erinnern noch alte Flurbezeichnungen wie Weinberg oder Weinzedl an die Tradition.
Kärnten hat keine „große“ aber dennoch eine sehr lange Weinbaugeschichte: Bereits eines der ersten schriftlichen Dokumente aus dem Jahr 822 erwähnt Weinbau in Kärnten. Im Hochmittelalter erlebt der Weinbau gemeinsam mit der Etablierung von Klerus und Adel einen starken Aufschwung. Der Wein wird zum Volksgetränk und bleibt dies auch bis ins 18. Jahrhundert. Dann werden die Rahmenbedingungen für den Import von Wein aus benachbarten Weinbaugebieten besser und er heimische Wein gerät wirtschaftlich unter Druck. Ende des 19. Jahrhunderts machten dann Schädlinge den Kärntner Weinbauern zu schaffen und so verschwand der Weinbau in der Zwischenkriegszeit gänzlich.
Versuchsweise wurden dann ab 1972 in den verschiedensten Regionen wieder Reben angepflanzt. Die Weinmengen waren jedoch so gering, dass sich der Kärntner Wein trotz guter Qualität keinen Namen machen konnte. Erst in den letzten zehn Jahren wurden größere Weingärten angelegt, deren erste Erträge nun präsentiert werden und großen Zuspruch erhalten.
Das Interesse für Weinbau in Kärnten ist enorm. Der Kärntner Weinbauverband, der sich zur Interessensvertretung der Winzer im Jahr 2001 gebildet hat, umfasst aktuell mehr als 200 Mitglieder, die wiederum in sechs regionalen Vereinen gebündelt sind. Die regionalen Vereine dienen vor allem dem Erfahrungsaustausch. Die Landwirtschaftskammer bietet mit seinem Versuchszentrum für Obst- und Weinbau in St. Andrä den Winzern eine professionelle Infrastruktur mit Weinlabor, Kursen, Beratung, Versuchsarbeit und der Kärntner Landesweinbewertung, die jedes Jahr im Mai von statten geht.
Innerhalb des Weinbauverbandes hat sich vor vier Jahren der Arbeitskreis “Wein aus Kärnten“ gebildet, der die gleichnamige Qualitätsweinmarke entwickelt und verwaltet. Er operiert unter dem Dach des „Genussland Kärnten“. Ziel des Arbeitskreises ist, die Qualität der Weine zu heben und geprüfte Kärntner Qualitätsweine der Öffentlichkeit zu präsentieren, um die Bekanntheit und das Image des Kärntner Weines zu heben. Bislang sind 34 Kärntner Weinbaubetriebe dieser Initiative beigetreten.
Die Mitgliedsbetriebe werden dazu motiviert, sich im Rahmen der von der Landwirtschaftskammer angebotenen Kurse und darüber hinaus fortzubilden und ihre Weine staatlich prüfen zu lassen. Nur jene Weine, die hier positiv abschneiden, werden auf der Homepage www.weinauskaernten.at gelistet und können offiziell präsentiert werden. Durch Selektionsverkostungen wird festgestellt, ob die Weine auch nach längerer Lagerung qualitativ noch entsprechen.
Die Kärntner Winzer haben nicht zuletzt durch den Zusammenschluss zur Marke „Wein aus Kärnten“ ein klares Bekenntnis zur Erzeugung von Qualitätsweinen gegeben, unterstützt von Österreichs strengem Weingesetz: Es darf „Kärnten“ nur dann auf der Flasche stehen, wenn geprüfter Qualitätswein drinnen ist. Die Weine sind aber auch mehr als „nur“ Qualitätsweine: Sie sind Lagenweine. Das heißt, dass die Trauben jeweils nur von einer Fläche mit ganz bestimmten Eigenschaften stammen. Sie spiegeln den Charakter der Lage und des Winzers wieder und besitzen das, was der Franzose Terroir nennt, in hohem Maße.
Den größten Querschnitt durch das Kärntner Weinschaffen kann der Weinfreund bei der alljährlichen Präsentation des Arbeitskreises erleben. Heuer findet diese Präsentation am Freitag, den 28. Mai, in Stift Ossiach statt. Highlight der Präsentation ist die Ehrung der Sieger der Kärntner Landesweinbewertung. Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich.