Ing. Georg Weiss – der große, stille Mann des Weinbaus
Eine gute Mischung aus Theorie und Praxis, das war schon immer etwas, auf das Ing. Georg Weiss Wert legte. So war es auch während seiner Zeit als Lehrer im Bereich Kellerwirtschaft Önologie und als Verantwortlicher für den Weinbau, in der er fast alle der heute großen Winzer des Burgenlandes ausbildete, für den Winzersohn aus Gols selbstverständlich, sein Weingut weiterzuführen und somit an der Praxis zu bleiben. Diese Mischung aus Fachwissen und dem Alltag im mittleren Wienbaubetrieb war es, die ihn so erfolgreich machte.
Maßstab war immer die Natur, der Boden und seine Auswirkungen, das Mikroklima, Rebsorten – all das war von Interesse und führte zur Beschäftigung mit der Züchtung resistenter Rebsorten. Wie viele Winzer stand auch Ing. Weiss vor dem Problem der aus Amerika eingeschleppten Weinkrankheiten, von Oidium bis Reblaus, denen die heimischen Reben schutzlos ausgeliefert waren. Zwar sind die amerikanischen Rebsorten nicht für die Erzeugung von Wein geeignet, aber es gab Resistenzformen, die nach der Reblauskatastrophe zur Veredelung und Kreuzung verwendet wurden. Aber diese Kreuzungen haben einen Nachteil, den Foxton, d. h. der Geschmack ist im Grunde widerlich und für den Konsum sind diese Weine nicht geeignet.
So begann Ing. Weiss gemeinsam mit Frau Dr. Gertrude Mayer zu arbeiten, einer außergewöhnlichen Wissenschaftlerin, die 33 Jahre lang an der HTBLA Klosterneburg die Rezüchtung am Götzhof leitete, unter ihrer Leitung entstanden dort die Sorten Roesler, Rathay sowie Seifert. Auch in der Pension konnte Dr. Mayer nicht vom Wein lassen, und so begann die Zusammenarbeit mit dem Ziel, Kreuzungen zu entwickeln, die unserer Geschmackstypizität entsprechen, denn die meisten Rebzüchtungen ergaben und ergeben völlig neue, ungewohnte Geschmacksbilder, die der Konsument nicht kennt und die von großartigen Geschmacksimpressionen weit entfernt sind.
Ganz nach dem Motto, da dieser Wein ohne Pflanzenschutz erzeugt wurde, muss man ihm seinen Geschmack nachsehen. Die Züchtung ist eine jahrzehntelange akribische Arbeit, Ing. Weiss gelang es, nach unserem Geschmack zu kreuzen, das heißt er hat einen Typ des Grünen Veltliners gezüchtet, dem man, wie auch seinem Blaufränkischen und seinem Sauvignon blanc, nichts nachsehen muss.
Nach all den Anstrengungen steht Ing. Weiss nun als international anerkannter und erfolgreicher Züchter nur mehr in Österreich etwas abseits von dem Scheinwerferlicht, in das ihn sein Erfolg hätte rücken müssen – zu groß ist die Konkurrenz aus Klosterneuburg für einen privaten Forscher, der doch Größeres geleistet hat als diese ganze Institution, deren Rebsorten in Bezug auf Resistenz und Geschmack weiterhin problematisch bleiben. Und zu unauffällig ist sein Erfolg für den Konsumenten: Der Geschmack seiner Züchtungen, auf tausenden Hektar in der ganzen Welt angebaut, unterscheidet sich nicht von dem der herkömmlichen Sorten, nicht im Weinglas, sondern im Weingarten zeigt sich das Besondere: Denn wenn die Winzer, auch die Bio-Winzer, bis zu 14 Mal ihre Brühen aufbringen, stehen daneben gesunde Weinstöcke, die ohne jeglichen Pflanzenschutz vor Vitalität strotzen.
Wie viele von seinen Züchtungen in den Weingärten stehen, ist unbekannt, da sich die Winzer das Rebmaterial besorgen und nachsetzen. Für Ing. Weiss ist der wirtschaftliche Erfolg Nebensache, so mancher Winzer bis zu Rebschulen besorgte sich das Material „irgendwie“, und so stehen ganz still enorme resistente Flächen, die auf diesen Forschungen und Ergebnissen beruhen.
Diesen stillen, großen Mann vor den Vorhang zu holen, ist nicht einfach: Er ist kein Mann der Öffentlichkeit, sondern ein stiller Arbeiter, und so bleiben viele seiner Entwicklungen nur den Insidern bekannt. Gemeinsam mit unseren Usern werden wir uns bemühen, Ing. Weiss zu einem Vortrag und einer Verkostung nach Kärnten zu bringen. Wenn Sie daran Interesse haben, senden Sie mir eine Mail, bei 20 bis 30 Interessierten hoffen wir, dass Ing. Weiss eine Einladung in unser Bundesland nicht ablehnen kann!