Weinhaus Doppler – Der Doppler-Effekt wirkt zuverlässig
Im modern gestalteten und ausgestatteten Weinkeller Doppler in Kozjak nad Pesnico, bestätigen die Fotografien aus der Theatervorstellung „Barocco“ des bekannten slowenischen und europäischen Regisseurs Tomaž Pandur, die den Besucher bei seinem Gang in die Tiefe begleiten, dass bei der Arbeit in diesem Keller der moderne Geist der jüngeren Generation herrscht. Das Leitbild sind sowohl das Wohlbefinden der Besucher als auch Ästhetik und modernes Wissen. Die Kellerausstattung für 140.000 Liter Wein ist auf dem neusten Stand der Technik und Garant dafür, dass der Wein mit seiner Qualität überzeugt.
Die Inhaber Mihaela Krsnik Kopše und Boštjan Kopše sind die dritte Generation, die die Arbeit ihrer Vorfahren im mittleren Teil des Hügellands der Slovenske Gorice (gut zehn Kilometer von Maribor und fast gleich weit vom ehemaligen Grenzübergang Spielfeld entfernt) fortführen. Die Geschichte der Weinberge und des Weins auf ihrem Anwesen reicht fast 200 Jahre zurück, denn die ersten Reben wurden hier schon im Jahr 1815 von den Benediktinern aus Admont gepflanzt. Sie gründeten ein 38 Hektar großes Anwesen und führten es, bis Mihaelas Großvater Ivan Dopler es im Jahr 1938 kaufte. Sein Wissen und seine Hingabe an die Reben übertrug er auf seine Tochter Veronika und gab es auch an die Enkelin Mihaela weiter, die das Anwesen 2004 von ihrer Mutter übernahm. Reben und Wein sind in diesem Haus schon seit zwei Generationen in der Hand von Frauen. Dabei werden sie von den Männern unterstützt und gefördert. Auf insgesamt neun Hektar Weinbergen in Dolnja Počehova und Kozjak bauen sie etwa 40.000 Liter Wein der am meisten verbreiteten steirischen Weinsorten an: Welsch- und Rheinriesling, Grüner Silvaner, Traminer, Sauvignon und Muskat-Ottonel (letzterer ist Mihaelas Liebling) sowie die roten Sorten Blaufränkisch und Zweigelt.
Der erste Qualitätssprung bei den Weinen stellte die Flaschenabfüllung im Jahr 1983 dar, der nächste ist das neue Objekt, das letztes Jahr eröffnet wurde und von der bisher am besten ausgebildeten Kellermeisterin im Haus geführt wird. Es befindet sich an einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Slovenske Gorice, Kozjak und sogar die österreichische Koralpe sehen kann. Mihaela absolvierte nämlich nach dem Studium von Wein- und Obstbau den Doktorstudiengang der Önologie. Im Keller ist die Arbeit eine wahre Freude. Die schöne, modern gestaltete Eingangstür des Kellers kann nur vom Hausherrn und der Hausherrin per Fingerabdruck geöffnet werden, was vor allem zu ihrer Sicherheit dient. Wenn der Kohlenstoffmonoxidgehalt im Keller, besonders bei der Gärung im Herbst, auf ein gefährliches Niveau ansteigt, wird die Tür vom Computer einfach „verriegelt“ und die Inhaber haben nur auf eigenes Risiko mit einem Schlüssel Zugang. Alle Kellerdaten und Aufzeichnungen erfasst Mihaela mit Hilfe des Weinbauingenieurs Matej Markuš direkt über einen Monitor an der Kellerwand. Die gesamte Ausrüstung, von der Presse über die Reinigungsanlage für die Stahltanks bis hin zur überwachten Gärvorrichtung stammt vom italienischen Hersteller Velo.
Neben den Stahltanks gibt es natürlich auch einige große Holzfässer und die slawonischen Barriquefässer für Rotwein. Die offizielle Eröffnung des Kellers fand im letzten Jahr statt, die Investition betrug 1,3 Millionen Euro, davon finanzierte die Europäische Union etwa 700.000 €, den Rest stellte Boštjan aus seinem Unternehmen, das sich nicht mit Landwirtschaft beschäftigt, zur Verfügung. „Sein Unternehmen läuft im Moment gut und er entschied sich für diese Investition, weil er davon ausgeht, dass wir mit den Einnahmen aus dem Wein auch ihm helfen können, sollten die Geschäfte einmal schlechter gehen“, erklärt Mihaela.
Außerdem gibt es auf dem Hof noch zusätzliche Einnahmen aus den etwa 40 Mastbullen. Das bedeutet in der Summe eine größere wirtschaftliche Sicherheit, aber auch mehr Arbeit. Aus diesem Grund sind auf dem Hof drei Arbeiter angestellt, denn neben den drei kleinen Kindern Lina, Lana und Lena könnte Mihaela die ganze Arbeit auch mit Hilfe der Eltern nicht schaffen.
Ein zusätzliches Plus an moderner Ausrüstung im Keller erleichtert nicht nur die Arbeit sondern schützt den Wein vor Sauerstoff und Bakterien, was nicht nur die Erhaltung von Aroma und Frische und eine langsamere Alterung des Weins bedeutet, sondern vor allem auch die Gesundheit der Weintrinker schützt. Die Nutzung des traditionellen Weinkonservierungsmittels Schwefel konnten sie genau aus diesem Grund mit Hilfe der modernen Technologie fast um das Dreifache auf durchschnittlich 70 mg Gesamtschwefel pro Liter reduzieren. In den Weinbergen werden ebenso aus Qualitätsgründen wenig Schwefel- und Kupferpräparate verwendet.
Ihr größter Trumpf bei den Weingenießern ist das ganzheitliche Angebot. Es beginnt mit dem klassischen, halbtrockenen Schaumwein aus Chardonnay, der dieses Jahr durch eine Brut-Variante mit dem Jahrgang 2010 ergänzt wird. Weiter geht es mit den jungen, frischen Sorten Sauvignon, Muskat-Ottonel und einem ausgezeichneten Welsch- und Rheinriesling, der mit dem Jahrgang 2010 erstmals auf dem Markt ist. Die jungen Weine sind ihre Gegenwart, die reifen die Zukunft, betont Mihaela, denn erst diese enthüllen den Reichtum der Lagen, Reben und die Arbeit des Kellermeisters. Die Weine dieser Linie werden mazeriert und danach in Barriquefässern und Flaschen gereift, insgesamt mindestens anderthalb Jahre. Die Hauptsorten sind Sauvignon und die rote Sorte aus Blaufränkischem und Zweigelt mit dem Namen Efekt. Derzeit ist der Jahrgang 2009 auf dem Markt und die Kunden kommen vor allem aus Slowenien.
Dieser reichhaltige, rote Wein, der gleichzeitig auch der bestverkaufte Hauswein für 12 € pro Flasche ist, bestätigt, dass der Doppler-Effekt funktioniert. Den Namen bekam er nämlich genau von der physikalischen Erscheinung, dem Doppler-Effekt, und mit dem Gedanken an die Physik, die dieses Phänomen entdeckte, fügten sie ihrem Nachnamen noch ein zweites „P“ hinzu. Das Spitzenangebot in der slowenischen Steiermark sind schon traditionell die Weine mit besonderer Qualität. Bei der Familie Kopše wird jedes Jahr am 25. Februar der Traminer für die trockene Beerenauslese gelesen und an diesem Tag findet auch eine der drei wichtigsten Veranstaltungen in diesem Haus statt, während das ganze Jahr über auch Degustationen abgehalten, Kellerbesichtigungen organisiert und Seminare mit hausgemachten Speisen für Gäste veranstaltet werden.
Darja Zemljič