WAS DIE WEINJOURNALISTEN SO SCHREIBEN! AM BEISPIEL VOM „GV-WEIN-TERRORISMUS“
Ein paar Gedanken zu dem „Anschlag“ auf die „Mutterrebe des Grünen Veltliners“ im burgenländischen St. Georgen.
Ein Bericht von
Ing. (oeno.) Roland Großinger/Wachau
Vor ca. vierzehn Tagen konnte man in deutschen Internetportalen vom Anschlag auf die Mutterrebe der Grünen Hauptrebe Österreichs lesen. Nun liest man das auch in österreichischen Medien.
WAS WAR PASSIERT?
Es ist gerade mal ein Jahr her, daß man in St. Georgen bei Eisenstadt einen Reberemiten im nahen Wald gefunden hat. Hans Moser vom gleichnamigen Weingut dort hat sich um diesen „Findling“ gekümmert. Als Sorte nicht so einfach ampelographisch zuordenbar, hat Hans sich an die HBLVA Klosterneuburg gewandt. Dort fand man im Genom mehrere übereinstimmende Sequenzen mit dem GV. Dr. Regner vermutete berechtigt in dieser Rebe einen Elternteil – sozusagen einen Urahn des GV – bestimmt zu haben. Was ja ansich eine Sensation wäre, den dieser „Ampelo-Walderemit“ ist bis dato unbekannt in den Fachkreisen der Ampelographen. Klar ist aber auch, daß man vorweg aus diesen Micro-Sateliten-Analysen bloß die Elternschaft, aber nicht das Geschlecht bestimmen kann. Ob Vater- oder Mutterrebe bleibt vorläufig ein Geheimnis! Ob dem Traminer die Vaterrolle zugewiesen werden kann, wäre ein forensisches Glanzstück! (Ausnahmsweise geht es diesmal nicht um Alimente.)
Na klar, so kommt Freude auf. Hans Moser wurde sozusagen der „Schweizer Gardist“ dieser „archeologischen Archais-Vitis“ mit dem Fundort im Burgenland. Klar trägt man solche Funde hinaus in die Oenowelt der Insider rund um den Wein.
WAS SCHRIEB MAN IN DIE FACHGAZETTEN?
Die Mutter des GV ist gefunden! Zeitgeistiger Jubel! Wie schön. Wer ist der Vater? Nun man kennt oftens die Eltern, aber nicht das Geschlecht. Man müßte also mit der Zeit gehen und die „VaterIn“ oder die „MutterIn“ angeben können. Geht aber auch nicht. Gebräuchlich ist das geschlechtslose Wort „Elter“!
Im Falstaff 02 vom Jahr 2010 liest man Ähnliches über den Merlot: MUTTERREBE des Merlot entdeckt! Laut Eckhard Supp ist die Mutter – eine Madam. Die heißt „Magdeleine Noire des Charentes“ und wird als „Rebflittchen“ gebrandmarkt, da sie sich auch mit anderen Rebherren eingelassen hat. Biologische Seitensprünge liegen eben in der Natur der „Winde“!
Man erinnere sich doch an den berühmen und unterschätzten Müller-Thurgau.
Alle Welt war überzeugt, dies sei die gelungene Rebzüchtung des Herrn Dr. Müller aus dem Kanton Thurgau, züchterisch in Geisenheim tätig. Aus seinen Aufzeichnungen geht eben hervor, daß er Riesling X Sylvaner kreuzte. Ohne sein Wissen kam ihm aber ein Pollen – ein schnellerer Seitenspringer – zuvor und wurde später in Klosterneuburg als „Chasselas“ generisch überführt! In Geisenheim werkten andere „Rebforensiker“ und fanden heraus, daß der Gutedel unschuldig sei, der wirkliche Sexualtäter in dieser Causa war allerdings königlichen Geblüts, nämlich „Madeleine Royale“. An Ihr blieb der Verdacht auch als Tat dann hängen.
IN DER „DIE PRESSE“ LIEST MAN VOLLINFORMATION:
Ein Fachberichterstatter weiß zu berichten, daß der Waldurahn des GV mit einer Elektrosäge zerstückelt wurde. Da mußte der Täter aber einige Kilometer Elektrokabel verlegen, um dort hin zu kommen. Unauffällig und getarnt obendrein. Gleichsam im voreilenden kriminologischen Gehorsam wurde auch ein Tatverdacht geäußert: „ Vielleicht Niederösterreicher, die es nicht verkraften, daß die Urrebe Ihrer Leitsorte im Burgenland steht“!
Nun, lieber Herr G. H., da ist (ohne journalistische Fakten) am 18.2.11 in der Presse übers Ziel „geschrieben“ worden. Laienhaft ist dieser „Bad News-Terror“ ja auch tolles Futter für die Medien. Generell vertragen sich Winzer, auch die von NÖ und BGLD!
Ich bin aber überzeugt, daß ein Fachmann wie Hans Moser – man muß seine Rotweine mal probiert haben – sicherlich und gottseidank, vegetativ einige Ableger gemacht hat, die dieses Genom dann auch erhalten. Vielleicht ist der Waldstock auch nochmal bereit anzutreiben, wenn er nicht ganz vernichtet wurde.
Für mich ist das eine „Werteschändung“ eines Rebdenkmales besonderer Wichtigkeit. Wenn so ein Einsiedler im Wald so lange ohne Pflanzenschutz sein Dasein gefristet hat, kann er vielleicht auch als pilzresistenter Phönix aus der Asche steigen. Der Zerstückler – sollte man ihm habhaft werden – gehört aber mit Asche in aller Öffentlichkeit bestreut!