Chardonnay aus Prekmurje unter den französischen Gewinnern
Prekmurje, die nordöstlichste Region im Kopf des Huhns, dessen Form Slowenien auf der Landkarte darstellt, bleibt offensichtlich von keiner Krise im Weinbau verschont. In der reich mit Reben bepflanzten Landschaft verblieben nach dem Feldzug der Reblaus praktisch keine Reben mehr. Die ärmeren Einwohner bauten nur Hybridreben (Direktträger) an, weil sie für veredelte Reben kein Geld hatten.
Und so blieb es noch lange nach dem zweiten Weltkrieg, bis es den Weinbauexperten Mitte der achtziger Jahre gelungen ist, dieses Wein-Schneewittchen aufzuwecken und die vertriebenen Weinbauern etwa 1200 Hektar Weinberge wieder aufbauten. Damals waren vor allem die Prädikatweine von Ernest Novak, der Eiswein und die trockene Beerenauslese aus seinem Sauvignon und Chardonnay sowie der Welschriesling bekannt.
Aber offensichtlich wiederholt sich die Geschichte. Den derzeitigen, meist kleineren Weinbauern geht sowohl körperlich als auch wirtschaftlich die Puste aus. Daher freut man sich umso mehr über die jungen, ambitionierten Weinbauern wie Leon Gjerkeš aus Fikšinci (Füchseldorf) in der Region Goričko, nur einen Steinwurf von der österreichischen Grenze entfernt. Familie Gjerkeš kann derzeit als einziger Winzer neben dem großen Weinkeller Marof (in dem der österreichische Önologe Erich Krutzler aus dem Burgenland keltert) die Spitzenweine aus Prekmurje würdig vertreten.
Leon und Helena Gjerkeš leben mit ihrer Familie in Lenart, im Hügelland von Slovenske Gorice (Windische Bühel). Die beiden bewirtschaften neben ihrem Vollzeitjob in ihren Unternehmen noch den fünf Hektar großen Hof des Vaters in Fikšinci, wo auch die Trauben für ihren Chardonnay reifen, durch den sie der breiten Öffentlichkeit in Slowenien und auch im Ausland bekannt geworden sind.
Familie Gjerkeš nahm ihre Arbeit schon von Anfang an sehr ernst. Eine feste Basis schuf Vater Matija, der die Weinberge in Fikšinci auch anpflanzte. Gleichzeitig erfolgte vor fast zwanzig Jahren die sorgfältige Renovierung des alten, erweiterten Hofs und später auch des Kellers, in dem heute schon Gäste zu Weinverkostungen empfangen werden. Für ihre Weine erhielten sie schon bald die ersten Auszeichnungen. Der Welschriesling war fünf Jahre in Folge, von 1999 bis 2003, Sortengewinner in Goričko und der Grauburgunder 2007 und der gelbe Muskateller 2008 waren Sieger in Prekmurje.
Die Weinberge wurden während dessen mit gelbem Muskateller und Chardonnay erweitert, so dass mit dem Riesling fünf Sorten angebaut werden. Beim Anbau und Keltern der Weine gab es aufgrund der Krankheit des Vaters einen Wendepunkt, woraufhin Leon diese beiden Bereiche übernahm. Als Unternehmer musste er gleichzeitig darüber nachdenken, ob der Weinbau nur ein Familienhobby bleibt oder ob er versuchen sollte, aus den Weinbergen in Goričko noch etwas mehr hinaus zu pressen.
„Sehr schnell musste ich mir das entsprechende Wissen über die Arbeit auf dem Hof aneignen: vom Kelter- und Abfüllkurs bis zur Genehmigung für die Arbeiten mit Spritzmitteln. Im ersten Jahr war ich sehr unsicher, aber der Grauburgunder 2007 erhielt schon die silberne Medaille, der Chardonnay aus dem Jahrgang 2008 wurde Qualitätssieger bei der Weinbewertung in Gornja Radgonja und gewann auch beim Wettbewerb auf dem Weinfestival in Ljubljana“, erzählt Leon über die Anfänge seiner Arbeit in den ersten beiden Jahren.
„Vergleichswerte, welche Qualität von welcher Sorte in Goričko zu erwarten ist, haben wir eigentlich nicht, denn es gibt keine Weinberge mit Spitzensorten in der Umgebung. Schon von Anfang an war ich davon überzeugt, dass der halbtrockene Chardonnay 2008 trotz seiner 12 g/l Restzucker (und 12,5 Prozent Alkohol) ein großes Potential hat.
Die Wertungen auf den slowenischen Wettbewerben sind nicht der einige Maßstab, ich wollte auch die Meinung ausländischer Experten einholen und so entschied ich mich für den Weinwettbewerb Chardonnay du Monde im Burgund, wo besonders für den Chardonnay ausgebildete Fachleute diese Weine bewerten.
Den Wein aus dem Jahr 2008 meldeten wir erst 2010 zur Bewertung an, denn der Wettbewerb ist schon im Frühling, wenn bei uns die Weine noch gar nicht abgefüllt sind und im März letzten Jahres war er in Spitzenform. Trotz der Konkurrenz von 900 Weinen erhielt er die goldene Plakette, die an insgesamt 65 Weine verliehen wurde. Das bestätigt, dass trotz dem höheren Restzucker auch im Ausland das Potential dieses Weins und dieser Sorte in Goričko anerkannt wurde. Unser Wein erhielt die fünfte slowenische Goldmedaille bei dieser Bewertung und das zweite Gold für Weine aus regelmäßiger Lese.
Mit Gold wurden bisher drei Weine mit besonderer Qualität ausgezeichnet“, erklärt Leon seine Entscheidung. Und in seinem Keller stehen noch nicht bewertete Trümpfe aus dem Jahrgang 2009 bereit. Darunter befindet sich ein Chardonnay Puhaker Jahrgang 2009, der eine noch kräftigere Struktur mit 13,5 Prozent Alkohol und 3 g/l Restzucker vorweist und der bei der Bewertung AWC in Wien letztes Jahr schon die Silbermedaille gewann.
Seine Pläne für die Zukunft beschreibt er wie folgt: „Wir haben uns entschieden, wenig, aber erstklassig und damit teurer anzubauen. Wir füllen jedes Jahr 10.000 Flaschen und überstürzen nichts beim Verkauf. Die Weinpreise bewegen sich zwischen 9 und 12 Euro je nach Sorte.
Unser Ziel ist das Angebot von Weinen aus Prekmurje in allen besseren Restaurants in Prekmurje. Dafür besteht im Moment aber noch wenig Interesse. Ein weiteres Ziel steht im Zusammenhang mit dem touristischen Angebot, das mit dem Bau von Appartements auf dem Hof noch erweitert wird. Schon heute bewirten sie bis zu 30 Gäste mit Wein und einem kleinen Imbiss.
Darja Zemljič