Rebsortenbestimmung
Identifizierung von Rebsorten
Dr. Ferdinand REGNER, HBLAuBA Klosterneuburg
Historisch betrachtet hat die Bestimmung der Rebsorten so lange Tradition wie auch die Sortenauswahl betrieben wird. Erst durch die Kultivierung „besonderer“ Sorten war es natürlich wichtig diese auch erkennen zu können. Viel später, zu Ende des Mittelalters, entstehen Namen und damit verbundene Sortenbilder. Die Beschreibungen von Rebsorten wird aber erst im 19. Jahrhundert auf ein so hochwertiges Niveau gebracht, dass man damit auch heute noch Sorten erkennen kann. In diese Zeit fallen auch die ersten verfügbaren Sortenbilder, die allerdings meist handgemalt wurden. Dennoch waren sie von einer außergewöhnlichen Qualität und erleichterten die Zuordnung eines Rebstockes zu einer Sorte.
Probleme der Sortenerkennung entstehen durch mehrere Faktoren, von denen der wichtigste die genetische Variabilität ist. Auch wenn eine Sorte immer über Rebholz vermehrt wird unterliegt sie letztendlich einer genetischen Veränderung, welche sich in kleinen Unterschieden auch im Aussehen der Sorte widerspiegelt. Zusätzlich beeinflussen die klimatischen (Klima und Standort) und bodenbürtigen Faktoren das Wachstum erheblich. Als weiterer Faktor, der die Erkennung erschwert, ist der Krankheitsbefall zu nennen. Durch die meisten Krankheiten am Blatt oder an der Traube werden Morphologie und Physiologie beeinträchtigt und daher entsteht ein verzerrtes Sortenbild. Folglich sollte man immer gesunde Rebteile zur Sortenbestimmung heranziehen.
Die Bestimmung von Rebsorten ist zu einer hochwissenschaftlichen Tätigkeit hochstilisiert worden. Die aber nur notwendig ist, wenn man über das lokal übliche Sortenspektrum hinausragt. Die Unterscheidung der 35 österreichischen Qualitätsweinrebsorten sollte für keinen sortenkundigen Fachmann problematisch sein. Schwierige Sortenbestimmungen entstehen meist dann, wenn alte Sorten oder ausgefallene Genotypen bestimmt werden sollten. Weltweit gibt es geschätzte 20 000 Rebsorten und daher niemanden, der alle Rebsorten erkennen kann. Folglich wurden analytische Systeme entwickelt, die Datenbanken über Rebsorten Erkennungsprofile zur Identifizierung nutzen können. Das wichtigste dieser Erkennungsmerkmale ist der genetische Fingerprint einer Sorte. Dieser Nachweis einer Rebsorte ist an Genauigkeit und Zuverlässigkeit nicht zu überbieten und hat sich daher auch für gerichtliche oder administrative Beweisführungen bewährt.
Vorgangsweise
Alle Teile mit Ausnahme des alten Rebholzes können zur Sortenbestimmung herangezogen werden. Insbesondere sind dies aber die Triebspitze, das ausgewachsene Blatt und die Traube. Mit diesen Organen lässt sich eigentlich soviel Unterscheidungspotential ermitteln, dass man alle Rebsorten der Welt unterscheiden kann. Das Internationale Weinamt (OIV) hat die einzelnen Merkmale als beschreibende „Deskriptoren“, OIVDeskriptor definiert und jedem Organ wurden zahlreiche Deskriptoren zugeordnet. Für die Triebspitze sind folgende Merkmale zur Sortenbestimmung geeignet: Öffnungsgrad der Triebspitze, Dichte der Wollbehaarung, Anthocyanfärbung der Behaarung, Farbe (Oberseite) und Wollbehaarung des jungen Blattes am jungen Trieb und die Haltung des Triebes. Außerdem werden die Abfolge und Länge der Ranken, die Färbung der Internodien an Bauch und Rückenseite und das Blütengeschlecht beachtet. Dabei muß aber auch bedacht werden, wann der ideale Zeitpunkt der Beobachtung ist. Im Falle der Triebspitze eignet sich am besten die Zeit nach der Blüte bis zum Einkürzen der Triebe. Das ausgewachsene Blatt kann auch zu diesem Zeitpunkt beschrieben werden. Allerdings die Traube sollte erst zu Beginn der Reife beschrieben werden. Die wichtigsten Merkmale am Blatt sind: Form der Spreite, Profil im Querschnitt, Blasigkeit der Oberfläche, Anzahl der Lappen, Tiefe der Seitenbuchten, Anordnung der Lappen von Stil- und Seiten bucht, Länge und Form der Bezahnung, Behaarung auf der Unterseite und Anthocyan in der Aderung sowie die Stiellänge. Bei der Traube wird der Reifezeitpunkt, die Größe und Dichte, die Stiellänge, Beerengröße und Form der Beeren herangezogen . Abgerundet wird das Bild durch Saftigkeit und Festigkeit der Beere, Beerengeschmack und Samenausbildung sowie die Dicke und Farbe der Beerenhaut. Zusätzlich zu den morphologischen Eigenschaften kann auch der Zeitpunkt, wann bestimmte Vorgänge wie Knospenaufbruch, Blüte und Beerenreife eintreten, helfen die Sorte zu bestimmen. Insgesamt gibt es mehrere hundert dieser beschreibenden Merkmale, die aber nur in den seltensten Fällen erschöpfend verwendet werden.
Wer sich in der Sortenidentifizerung betätigen möchte, wird aber nicht an der zahlreichen Literatur vorbeikommen. Am leichtesten lernt man den Zugang zur Sortenerkennung aber indem man einfach Rebsortenbeschreibungen durchführt und mit den bestehenden Beschreibungen vergleicht.
Unter http://rebsortenkatalog.weinobstklosterneuburg.at findet man den Einstieg in die Sortenbeschreibung. Einerseits sind dort die heimischen Sorten beschrieben und andererseits wird das beschreibende Merkmal so erklärt, dass man es nacharbeiten kann.
Ampelographische Bilder der Sorte Österreichisch weiß: